Für die am 9.August 2013 beginnende 51. Bundesliga-Saison hat sich der FC Schalke 04 ambitionierte Ziele gesetzt. Demnach soll zumindest der mit dem Erreichen der Champions League-Qualifikation verbundene, vierte Tabellenplatz aus der Vorsaison wiederholt werden. Allerdings ist davon auszugehen, dass insgeheim noch weitaus höhere Ziele in den Köpfen der Schalker Entscheidungsträger schlummern.
Erwartungen für das kommende Spieljahr
Während der Trainingslageraufenthalte in Donaueschingen und Klagenfurt durften die Spieler erstmals den kompetenten Anweisungen des emeritierten Assistenztrainers Peter Herrmann folgen. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Bundesligageschäft soll der vom Triple-Sieger FC Bayern verpflichtete Rheinland-Pfälzer den jungen Cheftrainer Jens Keller bei der täglichen Arbeit entlasten. Gemeinsam wollen die beiden Ex-Profis dafür sorgen, dass in der kommenden Spielzeit die Trainingsarbeit rund um das Schalker Parkstadion endlich in Ruhe von Statten gehen kann.
Aufgrund der aktuell niederschmetternden Dominanz der Münchener Bayern wurde das „ewige Ziel“, den ersten Meistertitel seit 1958 zu holen, sogar von der anspruchsvollen Anhängerschaft erst einmal auf die Wartebank geschoben. Laut Manager Horst Heldt sollen die Fans aber auf andere Art und Weise beschenkt werden. Für ihn ist es nämlich realistisch, dass die Königsblauen nach dem 34. Spieltag in der Tabelle vor dem Erzrivalen Borussia Dortmund stehen. „So weit sind wir nicht weg“, wird der 43-jährige in einem Interview auf dem Portal sportschau.de zitiert.
Egal ob im bewährten 4-2-3-1-System oder wie in einigen Testspielen bereits angedeutet, mit zwei Spitzen gespielt wird, die verjüngte Schalker Truppe ist hungrig. Auch die Tatsache, dass selbst erfahrene Spieler wie Jermaine Jones die Sensation Titelgewinn nicht abgeschrieben haben, unterstreicht dieses These: „Wir sollten nicht nur von Platz 2-4 sprechen. Unser Ziel sollte es sein, um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen“, verlautbarte der US-Nationalspieler jüngst im Fachblatt Kicker.
Veränderungen im Kader
Beim Blick auf die sommerlichen Transferaktivitäten der Knappen wird deutlich, dass die sportliche Führung der Schalker dem bundesligaweiten Trend einer Kader-Verjüngung mit einheimischen Talenten gefolgt ist. So beträgt der Altersschnitt der fünf Neuzugänge blutjunge 21,2 Jahre. Lediglich der aus Dortmund transferierte Innverteidiger Felipe Santana fällt hier mit 27 Jahren etwas aus dem Raster. Zu den Neuerwerbungen gesellen sich außerdem zahlreiche Spieler, die während der von Hamsterkäufen geprägten Ära Magath verpflichtet- und rasch weiterverliehen worden sind. Klangvolle Namen wie der des ehemaligen spanischen Nationalspielers Jose Manuel Jurado und des ghanaischen Nationalspielers Anthony Annan stehen deshalb seit Juli wieder auf der königsblauen Gehaltsliste. Ob sie in Gelsenkirchen bleiben ist allerdings noch nicht geklärt.
Anders als in den vergangenen Jahren darf dem Schalker Management um Horst Heldt diesen Sommer eine nachhaltige Transferpolitik bescheinigt werden. So wurde für alle Feldspielerpositionen zukunftsträchtiges Personal geholt. Dabei wurden vernünftige 15,2 Mio. Euro investiert.
Nach dem Abgang des in die Jahre gekommenen Christoph Metzelder sahen sich die Männerfreunde Keller und Heldt dazu veranlasst, nach einem starken Innenverteidiger zu suchen. Mit der Verpflichtung des Dortmunder Champions League Helden Felipe Santana war dieses Problem aber relativ rasch vom Tisch. Der Brasilianer zählte aufgrund zeitwilliger Verletzungen von Mats Hummels und Neven Subotic in der abgelaufenen Rückrunde fast immer zur Anfangsformation im BVB-Dress. Vor allem in der Champions League sammelte er dabei Erfahrungen, die sicherlich auch der Stabilität des Revierrivalen dienlich sein werden. Mit dem ehemaligen deutschen U18-Nationalspieler Kaan Ayhan rückte zudem ein hoffnungsvolles Talent aus der eigenen A-Jugend in die Abwehr des Profikaders auf.
Am vehementesten umgesetzt wurde das Projekt „Jugend forscht“ aber im Mittelfeld. Mit Christian Clemens (aus Köln) und Leon Goretzka (Bochum) wurden hier zwei Youngster geholt, die trotz ihres jungen Alters nachweislich zu gut für die zweite Bundesliga sind. Vor allem um den dribbelstarken Goretzka riss sich die ganze Liga. Es spricht für Heldt, dass sich das Top-Talent trotz eines vorliegenden Bayern-Angebots, für eine königsblaue Zukunft entschieden hat. Clemens hat in jungen Jahren schon 58 Bundesliga- und 31 Zweitligaspiele auf dem Buckel. Nach überstandenem Abitur, kann er sich jetzt voll auf seine Karriere konzentrieren. „Christian Clemens ist ein U-21-Nationalspieler mit enormem Potenzial, wir freuen uns dass wir mit ihm ein weiteres deutsches Talent langfristig binden konnten“, freut sich Heldt auf goal.com über seinen zweiten Kindergarten-Coup.
Nachdem Klaas-Jan Huntelaar in der vergangenen Saison oft mit Verletzungen und zeitweise auch mit Ladehemmung zu kämpfen hatte, wurde auch auf der Stürmerposition noch einmal nachgebessert. Der Ex-Mainzer Adam Szalai soll künftig für den „Hunter“ in die Bresche springen bzw. gemeinsam mit dem Holländer auf Torejagd gehen. 13 Treffer aus der Vorsaison sind Argument genug, um dem kompletten Angreifer diese Aufgabe zuzutrauen.
Testspiele während der Sommerpause
Bis auf die noch in der Frühphase der Vorbereitung datierende 1:3-Schlappe gegen den österreichischen Vizemeister Red Bull Salzburg, sind sämtliche Schalker Tests zufriedenstellend über die Bühne gegangen. So wurden mit Alemannia Aachen (6:1) und der TuS Koblenz (4:1) zwei ehemalige Zweitlistigen standesgemäß in die Schranken gewiesen, bevor dem türkischen Spitzenteam Besiktas Istanbul ein 1:1-Unentschieden abgerungen werden konnte. Beim 2:0 gegen den FC Southampton demonstrierte Christian Clemens erstmals sein Können. Neben Klaas-Jan Huntelaar steuerte nämlich auch der Ex-Kölner einen Treffer zum Sieg über die „Saints“ bei. Somit ging es gut gelaunt zum Abschiedsspiel, des mittlerweile nicht nur in Madrid, sondern auch auf Schalke legendären Raul. Der Spanier reiste mit seinem neuen Verein Al-Sadd (Katar) an, um sich in der ausverkauften Veltins-Arena von den Fans zu verabschieden. Königsblau gewann nicht nur mit 4:0 weil der beste Champions League-Goalgetter aller Zeiten eine Halbzeit im Knappen-Shirt absolvierte, sondern auch weil Neuling Adam Szalai erstmals in der heimischen Arena einnetzte. Die Gelsenkirchener fahren deshalb gelassen nach Leipzig, wo am 29. Juli gegen den traditionsreichen 1. FC Lok die Testspielphase abgeschlossen werden soll.
Meister- und Abstiegsquoten
Nach Meinung der großen Anbieter von Fußballwetten zählt Schalke vor Saisonbeginn nicht zu den absoluten Titelfavoriten. Gemeinsam mit der Werkself aus Leverkusen, sehen die Buchmacher die Gelsenkirchener aber als ersten Verfolger der Übermannschaften aus Dortmund und München. Sollten die Königsblauen ihre langersehnte erste Meisterschaft seit 1958 holen, würde derzeit abhängig vom gewählten Anbieter das bis zu 25-fache des hinterlegten Wetteinsatzes ausgezahlt werden.
Dass die Elf von Jens Keller absteigen könnte, wird in den Wettbüros derzeit kategorisch ausgeschlossen – hierzu findet man kaum Quoten in den Fußball-Angeboten.